Heute hat mich Rafael um neun abgeholt (mit einer Stunde Verspätung) und wir sind zuerst zum Postamt in Lechería gefahren um einen Brief abzuholen, den wir brauchen um das Pakerl in einer anderen Stadt abzuholen. Wir haben auch ein paar Briefmarken kaufen müssen und dann sind wir zu einem Kopiergeschäft und haben die Zettel dort kopieren lassen. Dann sind wir Richtung Cumana gefahren, aber nicht direkt dorthin. Wegen des vielen Verkehrs haben wir fast eine Stunde gebraucht bis wir bei dem Depot waren.
Dort haben wir zuerst das richtige Gebäude suchen müssen und dann auch das richtige Büro. Nachdem wir es erfolgreich gefunden haben, war die Frau, die für die Pakete verantwortlich ist, nicht da; nur ein anderer Mann der zwar in dem Büro gearbeitet hat, aber uns ignoriert hat. Wir haben dann über eine halbe Stunde im Büro gewartet und ich habe mich ein bisschen umgesehen, am Gang habe ich nämlich vorher ein paar Pakete gesehen, die nicht wirklich in einwandfreiem Zustand waren. (Ich sag nur: Die schaffen es, dass eckige Pakete zu Kugeln werden!) Wie ich die gesehen habe, habe ich nur gehofft, dass meines nicht dabei ist.
Die Frau ist dann gekommen und hat ein paar Sachen in ein Notizbuch geschrieben und Rafael hat noch zwei Zettel unterschreiben müssen. Dann sind wir zu einem abgesperrten Lager gegangen und sie hat mein Paket herausgesucht. WOW! Das ist echt groß, da ist das erste Paket ja wirklich nur ein „Packerlchen“ dagegen. Dann haben wir das Paket am Gang hingestellt und die Frau hat uns gesagt, dass wir noch eine andere Unterschrift und ein paar andere Briefmarken brauchen. Wir sind also wieder zum Auto und sind fünf Minuten zu einem anderen Gebäude gefahren und haben dort dann die Sachen abgeholt. Nachdem wir zurück im Depot waren, hat die Frau dort mein Paket aufgemacht und hat fast alles herausgeholt. Die meisten Sachen waren eingepackt, weil das meine Weihnachtsgeschenke sind. Sie hat dann gesagt, dass ich die alle aufmachen muss. Ich hab den Kopf geschüttelt und ihr versucht zu erklären, dass das meine WEIHNACHTSGESCHENKE sind und nicht irgendwelche Drogen und Waffen und dass ich sie nicht aufmachen möchte weil ja noch nicht der 24. ist. Das war ihr aber egal und sie hat ein paar Geschenke einfach aufgerissen und nachgeschaut. (Und hat eh nichts gefunden). Ich habe also ein paar meiner Weihnachtsgeschenke schon gesehen und das ärgert mich wirklich, weil jetzt ist ein Teil der Überraschung schon vorbei. Sie hat dann alles wieder ins Paket gestopft und ich habe dann aber das selber übernommen und habe meine Sachen ordentlich wieder hineingetan, weil ansonsten da noch Dinge kaputt gegangen wären.
Zum Schluss hat sie es noch zugeklebt und Rafael musste noch etwas unterschreiben. Dann haben wir das Paket zum Auto getragen und sind bis zum Sicherheitstor gefahren. Dort haben wir einen Zettel herzeigen müssen und die haben dann das Paket noch einmal aufgemacht, durchsucht und wieder zugeklebt.
Dann sind wir endlich mit dem Paket Richtung Lechería gefahren und haben am Heimweg noch ein paar Fotos gemacht. Rafael ist mit mir dann noch zu einem kleinen Fischmarkt gefahren, wo alle herumgeschrien haben und ihren Fisch loswerden wollten. Aber die haben nicht nur Fische angeboten, sondern auch Shrimps und andere Meeresbewohner. Und die Fische hat es in allen möglichen Größen gegeben, von 2cm bis hin zu Scheiben von Fischen, die einen Durchmesser von einem halben Meter haben!
Am Boden waren häufig Lacken, von dem abgestandenen Wasser, wo die Fische vorher drinnen waren. Rafael hat mir zwar gesagt, dass ich aufpassen soll, aber irgendwie habe ich es doch geschafft mit einem Fuß in so eine Lacke zu steigen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie es dort gestunken hat, und habe das dann noch am Fuß gehabt... (und ich habe auch noch dazu Flip Flops angehabt).
Auf dem Markt waren ganz viele Pelikane und die sind dort am Steg gesessen, wie in Venedig die Tauben!
Ganz in der Nähe waren dann noch zwei Obststände und ich habe mir einen Ananas und 6 Bananen gekauft (für weniger als 2€). Ananas kosten hier fast gar nichts, aber Äpfel sind echt teuer, und nicht einmal gut, weil die importiert sind und dann nicht mehr so frisch sind wie in Österreich im Supermarkt.
Dann wollte ich bei Farmatodo noch ein paar Fotos entwickeln lassen, aber der Apparat dort war kaputt und der nächste funktionierende war auf der anderen Seite der Stadt und Rafael wollte dort dann nicht mehr hinfahren, deswegen hat er mich dann mit meinem Paket zuhause abgesetzt und habe angefangen es auszupacken. Da waren soooo viele Sachen drinnen: eine Hose und ein Leiberl, Milka Schokolade, ein deutsches Buch, zwei Bücher zum Spanisch lernen, jede Menge Weihnachtsgeschenke (nicht nur für mich, sondern auch eines für Chantell und für meine Gastmama), je ein Nikolaussackerl für Chantell und mich, ein paar Fineliner, ein paar Kugelschreiber von Leoben, die ich zuhause vergessen habe und die zum Verschenken gedacht sind, kleine Weihnachtsgeschenkchen für meine Freunde, zwei Adventkalender (einer für Chantell, einer für mich), eine Papiergrippe, ein Packerl Tee, zwei Packungen Kaugummis und eine Packung Lebkuchen.
Die Weihnachtgeschenke habe ich alle schön brav im Kasten verstaut und die Papiergrippe zusammengebaut und den Adventkalender im Zimmer aufgehängt. Dann habe ich noch ein paar Fotos aufgehängt und hab mich dann langsam für die Weihnachtsfeier von Rotary hergerichtet.
Ich habe also mein Dirndl angezogen (war eng, aber ich passe noch hinein), mir zwei Zöpfchen gemacht und bin dann in die Küche wo meine Gastfamilie dann gestaunt hat. Das Dirndl hat ihnen total gut gefallen und wir haben ein paar Fotos gemacht. Um halb sieben hat Joe mich dann abgeholt und wir sind mit Oscar zusammen zu einem Club gefahren, in dem die Rotarier einen Saal fürs Weihnachtsessen gemietet hatten.
Ein paar Leute waren schon dort und haben uns begrüßt. Alle waren ganz hin und weg von meinem Dirndl und ich habe ihnen dann erklärt, dass das eine Tracht aus Österreich ist. Ich habe ihnen auch erklärt, dass wenn man die Masche beim Dirndl (von sich aus gesehen) links bindet, ist man nicht vergeben und wenn man sie rechts bindet, dann ist man vergeben.
Mit der Zeit sind dann immer mehr Leute gekommen und ich habe auch immer wieder die Maschen-Geschichte erzählen müssen, weil sie es so interessant gefunden haben.
Im Hintergrund ist immer venezolanische Weihnachtsmusik gelaufen, ich als Europäer habe die Musik aber überhaupt nicht weihnachtlich gefunden, sondern eher wie normale Musik.
Als Vorspeise hat es dann Mozzarella, Tomaten und Brot gegeben; die zweite Vorspeise waren Tequenitos (kleine Teigtaschen mit Käse). Als Hauptspeise hat es irgendein Fleisch gegeben, das ich nicht gegessen habe, weil ich ja kein Fleisch mag (außer Hühnchen). Und etwas anderes hat es nicht gegeben. Aber das war auch okay, weil ich ja auch nicht wirklich viel Hunger hatte.
Nach der Hauptspeise hat der Kellner einen Kuchen gebracht, weil zwei von den Rotariern Geburtstag gehabt haben. Wir haben dann alle gesungen, gratuliert und ein Stück vom Kuchen bekommen.
Dann haben diejenigen, die ein Weihnachtsgeschenk mitgebracht haben, irgendwie ein Spiel gespielt und haben dann die Geschenke verteilt. Leider hat mir keiner gesagt, dass so etwas gemacht wird, sonst hätte ich ein Geschenk mitgebracht.
Nachher haben sie wieder Musik gespielt und einige haben getanzt. Leider konnte keiner von denen Wiener Walzer, und ich kann den venezolanischen Walzer auch nicht. Aber dann sind Oscar und ich von zwei Rotariern aufgefordert worden und die haben uns gezeigt wie das geht. Das war echt soooo lustig und hat mir riesigen Spaß gemacht.
An unserem Tisch sind auch zwei ehemalige Austauschschüler gesessen; einer war in den USA und einer war in Deutschland. Ich habe also auch wiedermal ein bisschen Deutsch geredet und obwohl das Deutsch von Hernan nicht zu 100% perfekt ist (sind aber nur Gramatikfehler) war es trotzdem schön, wiedermal meine Muttersprache mit einem „richtigen“ Menschen zu reden, nicht nur immer übers Internet. Jedenfalls hat er mir über sein Austauschjahr erzählt und ich ihm von meinem hier.
Gegen drei in der Früh sind wir dann nach Hause gefahren und ich bin echt todmüde ins Bett gefallen.