Caracas
Ich stand heute schon um sechs in der Früh auf, weil wir gestern ausgemacht hatten, dass die anderen mich um sieben im Hotel abholen würden um nach Caracas zu fahren. Um halb acht waren sie noch immer nicht da und meine Gastmama sagte mir ich solle im Hotel frühstücken gehen, weil wir am Weg in die Hauptstadt sicher keine Zeit haben werden. Ich ging dann alleine in den Frühstücksraum, aß zwei Arepas mit Eierspeise, trank Tee und ging wieder aufs Zimmer. Meine Gastcousins hatten noch immer nicht angerufen und mittlerweile war es schon acht. Wir riefen sie dann an, und fragten nach wo sie denn blieben. Eine halbe Stunde später wurden wir dann abgeholt und fuhren aber zuerst zum Haus meiner Gasttante, setzten meine Gastmama und Chantell ab, weil sie nicht mitfahren wollten und es fuhren dann nur meine Gastcousins und –cousinen mit.
Am Weg nach Caracas blieben wir doch noch stehen, weil die anderen noch nicht gefrühstückt hatten. Sie bestellten sich je einen riesigen Empanada, ich trank nur einen Apfelsaft, weil ich ja schon im Hotel gegessen hatte. Wir blieben nicht lange dort, und fuhren auch gleich weiter.
Als wir immer näher an Caracas herankamen, sah ich in den Hügeln neben den Straßen immer wieder ganz schäbige Häuser und Hütten, die weder verputzt noch gestrichen waren. Als wir immer weiter ins Zentrum kamen änderte sich das Bild aber: Hochhäuser, und nichts als Hochhäuser; und mir fiel auch auf, dass es ziemlich dreckig ist, obwohl die Städte unendlich viele Menschen beschäftig, die die Stadt säubern, man sieht diese auch, aber es ist trotzdem nicht sauber. (Es ist aber auch schwer bei einer Millionen Stadt alles sauber zu halten.) Wir fuhren am Plaza Venezolana vorbei, an dem sich jedes Jahr die neuen Studenten versammeln um ihren neuen Lebensabschnitt zu feiern bzw. einfach um zu feiern.
Es war schon zwölf als wir das Auto schließlich parkten. Erst jetzt sah ich was wir heute machen würden. Wir hatten am Parkplatz der Seilbahn von Caracas geparkt. Mitten in Caracas steht nämlich ein Berg (ja ein richtiger Berg, kein Hügel, ein BERG). Wir stellten uns gleich an um die Tickets zu kaufen um hinauffahren zu können. Es dauerte fast eine Stunde bis wir diese hatten (mit Schülerausweiß gab es auch eine kleine Ermäßigung, und es funktionierte auch mit meinem aus Österreich, weil ich von hier keinen hatte), dann mussten wir erst durch Gate und stellten uns an der endlosscheinenden Schlange an, die bis zum Einstieg zur Gondel führte. Das dauerte noch einmal eine knappe Stunde und es war auch ziemlich heiß heute (mindestens 35-40°C, es fühlte sich zumindest so an).
Als wir endlich in der Gondel saßen, waren wir einfach nur froh und erleichtert, dass wir auch einmal wieder sitzen konnten. Wir fuhren also ungefähr 15 Minuten den grünen und total bewachsenen Berg hinauf. Ich entdeckte sogar einen kleinen Wasserfall in Mitten der Bäume.
Oben angekommen, sahen wir zuerst an der einen Seite des Berges hinunter. Oder wir versuchten es; auf dieser Seite war nichts zu sehen, nur weiß. Alles voll mit Wolken und Nebel. „Das Tal der Wolken“ – beschrieb es ein Schild. Es war wirklich eigenartig, weil man wirklich nichts außer den Wolken sehen konnte, und diese konnte man nicht einmal wirklich als Wolken ausmachen, nur weiß. Als hätte man einen weißen Vorhang über das gesamte Tal gehängt.
Wir gingen dann den Besucherpfad weiter, um auch auf die andere Seite, auf Caracas hinunter sehen zu können. In der Hauptstadt leben zwischen 2-5 Millionen Menschen und das ist nur eine Schätzung, wegen der vielen Vororte und Slums. Ich konnte außer Stadt nur Stadt sehen und dahinter noch mehr Stadt. Es war wirklich überwältigend, wie riesengroß Caracas doch ist. Man glaubt es erst, wenn man es mit eigenen Augen sieht.
Beim Rückweg entdeckte ich einen Informationsstand über Caracas und wollte fragen, ob sie nicht auch eine Broschüre oder so für mich hätten. Der Mann dort war sehr nett und konnte sogar ein bisschen Englisch. (Ich habe zwar auch Spanisch angefangen zu reden, aber die anderen versuchen dann immer auf English zu reden, weil sie meine Augen sehen, und daher wissen, dass ich nicht von hier bin. Es ist auch so offensichtlich dass ich nicht von hier bin. Ich bin noch immer weiß wie Schnee und ich glaube ich werde nie braun oder auch nur bräunlicher). Am Ende bekam ich dann eine Karte von ganz Venezuela, einen Schlüsselanhänger, einen Block und noch ein bisschen Informationsmaterial über eine Führung „unten“ in der Stadt. Die Führung wäre auch kostenlos, aber wir hatten leider keine Zeit.
Wir gingen dann Richtung Seilbahn zurück, aber noch weiter in diese Richtung. An einem kleinen Platz wurden Süßigkeiten und frische Erdbeeren verkauft. Und von dort aus fuhren wir in einem „Geländewagentaxi“ ein bisschen durch den Wald, oder eher Dschungel zu einem anderen Platz an dem sie noch mehr Süßigkeiten und auch Souvenirs verkauften. Aber wir fanden auch einige Restaurants und da wir schon ein bisschen müde und hungrig waren, setzten wir uns in eines hinein. Auch hier gab es die leckeren frischen Erdbeersäfte, aber die waren ohne Zucker. (Ich dachte immer, dass man die nicht Zuckern muss, weil die Erdbeeren ja schon so süß sind, aber wir mussten extrem viel Zucker dazugeben, damit es uns schmeckte).
Nach dem Essen kaufte ich noch ein paar Ansichtskarten und ein paar Andenken für mich und meine Lieben zuhause.
Wir fuhren dann wieder mit den Geländewagen zurück und dann auch mit der Seilbahn den Berg wieder hinunter. Es standen nun noch mehr Menschen in der Schlange um hinauffahren zu können. (Ich wusste vorher nicht, dass die Seilbahn bis um zehn in der Nacht in Betrieb ist.) Mir wurde da noch einmal bewusst wie groß Caracas doch wirklich ist.
Zurück beim Auto, zahlten wir das Ticket und machten uns auf den Weg durch die Großstadt. Wir fuhren noch an Miraflor, das „weiße Haus“ von Venezuela, vorbei. Der Verkehr war nicht so schlimm, aber wir fuhren trotzdem rund drei Stunden nach Valencia.
Zurück im Hotel, packten wir alle unsere Koffer zusammen, weil wir morgen auf die Insel Margarita fliegen werden um Silvester und noch ein paar Ferientage dort zu verbringen.
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